Quarantäne in La Paz, Teil 3

Es ist mittlerweile der zweite Monate der strikten Quarantäne angebrochen und wir sind immernoch in demselben Hostel in La Paz. Wir sind mittlerweile nur noch wenige Gäste: Arvid aus Holland, Guilia aus Italien, Dai aus Japan, Maxi aus Uruguay und unsere Wenigkeiten. Die Zeit verbringen wir immernoch gleich – Einkaufen gehen, kochen, kleine Umwege zu Aussichtspunkten und sonstige Dinge die anfallen!

Magischer Sonnenuntergang auf dem schneebedeckten Illimani
Blick auf den Illimani bei Tag

Innerhalb weniger Tage verlassen uns jedoch Arvid und Dai. Die beiden haben spontan die Möglichkeit bekommen, an einer Rückflugaktion teilzunehmen. Somit sind wir auf einmal nur noch vier Leute im Hostel. Derweil ist das Ende der Quarantäne noch lange nicht in Sicht. Es wird langsam ein wenig einsamer und wir sind auch ein wenig traurig, dass die anderen, die wir als Freunde gewonnen haben, abreisen. Natürlich freuen wir uns für jeden, aber ein wenig Melancholie schwingt eben auch mit.

Die Verbliebenen bei Arvids Abschiedsfeier

Die Situation in Bolivien unterscheidet sich je nach Departamento (vgl. Bundesland) stark. In La Paz sind die Fallzahlen stabil bei circa 200 Fällen, in Beni oder Santa Cruz steigen die Zahlen jedoch stark und sind um ein Vielfaches höher als in den Regionen im Altiplano. Trotzdem sind die Zahlen, verglichen mit den Nachbarländern Peru, Chile und Argentinien niedrig und steigen längst nicht so stark an. Ein Gast in unserem Hostel, der für wenige Tage bei uns war, erzählt uns jedoch von der politischen Dimension der Quarantäne: der geputschte Präsident Evo Morales scheint mit allen Mitteln zurück an die Macht zu wollen und soll dabei versuchen die Interimspräsidentin Jeanine Áñez möglichst schlecht dastehen zu lassen. So kursieren Gerüchte, dass er Familien mit verstorbenen Angehörigen dafür bezahlen soll, dass diese aussagen, dass ihre Angehörigen mit Covid-Symptomen verstorben sind oder sogar direkt an der Krankheit. Somit werden diese in der Statistik als Fälle gezählt. Außerdem wird auch gemunkelt, dass dieser ebenfalls Menschen mit Symptomen bezahlt, um auf Märkte und an anderen Orten ihre Mitbürger anzustecken. Dies sollen jedoch nur wenige der kriminellen Handlungen sein, die der Ex-Präsident von seinem argentinischen Exil aus tätigt.

Derselbe Gast, der uns von den Umständen im Land berichtet hat, arbeitet im Justizministerium und eröffnet uns die Möglichkeit, eine Reiseerlaubnis beantragen zu können, um frühzeitig nach Rurrenabaque aufbrechen zu können.

Das wollen wir nicht unversucht lassen und so setzen wir uns mit der Deutschen Botschaft in La Paz in Verbindung. Diese ist sehr hilfsbereit und lässt uns ein Schreiben zukommen, mit dem wir die Reiseerlaubnis beantragen. Auch die Organisation ONCA in Rurrenabaque lässt uns ein Schreiben über die Dringlichkeit unserer Reise zukommen. Als wir die Erlaubnis beantragen, sind wir guter Dinge und erhalten diese – dank der Hilfe der Botschaft – direkt am nächsten Tag.

Selbstverständlich haben wir uns bereits einen Fahrer (einen der Hostelbesitzer) organisiert, der uns mit seinem Auto nach Rurrenabaque bringen soll. Nachdem wir all die benötigten Dokumente beisammen haben, entscheiden wir uns am nächsten Tag aufzubrechen. Dies liegt hauptsächlich daran, dass die Erlaubnis nur wenige Tage gültig ist und am Wochenende verstärkte Kontrollen stattfinden – den Samstag und Sonntag ist das Fahren generell untersagt (außer mit Erlaubnis). Da wir Schwierigkeiten und Bestechung jedoch vermeiden wollen, brechen wir am nächsten Tag früh in Richtung Rurrenabaque auf!

Unsere Sachen sind gepackt und so starten wir unsere Fahrt nach Rurre um 5 Uhr morgens. Mit allen Dokumenten im Gepäck fahren wir durch die leeren Straßen von La Paz immer höher und höher, bis wir die Stadtgrenze erreichen. Erster Kontrollpunkt. Ein kleiner Mann sitzt in einem noch kleineren Kontrollhäuschen und verlangt unsere Dokumente. Unser Fahrer Fernando reicht ihm die Dokumente und fügt noch hinzu: „Das sind Tierärzte, die müssen zu der Organisation ONCA in Rurrenabaque„. Der kleine Mann dreht sich um und Fernando schaut zu uns und fragt „Ihr seid doch Tierärzte oder?“. Wir verneinen und er lacht. Die Dokumente werden zurückgereicht und wir können unsere Fahrt in der Morgendämmerung fortsetzen.

Bald erreichen wir den höchsten Punkt unsere Fahrt auf circa 4.500 HM. Dies ist der Punkt an dem wir langsam das Amazonas-Becken erkennen können. Die Sonne ist gerade am aufgehen und wir können ein wunderschönes Lichtspiel zwischen den hohen Bergen der Anden und dem niedriggelegenen Amazonaseinzugsgebiet beobachten. Die Straße führt schnell in niedrigere Höhen und eine Stunde später sind wir schon nur noch auf circa 1.000 HM. Noch ist die Straße durchgehend geteert, was sich aber bald ändert.

In den kleinen Orten in den Tiefen des Departamento La Paz müssen wir hin und wieder Corona-Kontrollpunkte passieren. Dazu müssen wir aus dem Auto steigen, Hände waschen, dann durch den Desinfektionstunnel laufen (uns dabei einmal im Kreis drehen) und dann werden unsere Dokumente eindringlich geprüft. Wenn wir aus dem Auto steigen, werden wir immer ein wenig skeptisch beäugt, weil man trotz Mundschutz sehen kann, dass wir wohl keine Bolivianer sind, sobald wir das Dokument von der Botschaft vorzeigen können, geht es aber immer ganz einfach und wir können passieren. Also wieder zurück ins Auto und bis zum nächsten Kontrollpunkt weiterfahren.

Die Qualität der Straße nimmt unterdessen immer weiter ab. Die wunderbar geteerten Straße verwandelt sich zeitweilig in eine Buckelpiste, eine Schlammstraße oder wird von Bergrutschen bedeckt. Zum Glück ist die Regenzeit schon vorbei, sodass es definitiv einfacher ist die kritischen Stellen zu passieren. Dennoch müssen wir eingestürzte Tunnel umfahren und auch dem ein oder anderen querstehenden LKW ausweichen. Fernando ist ein sehr guter Fahrer, aber selbst er kann nicht allen Schlaglöchern oder Bodenwellen ausweichen, sodass das Auto den ein oder anderen Schlag abbekommt.

Nach 12 Stunden Fahrt kommen wir an den siebten Kontrollpunkt an einer Brücke. Vor der Brücke steigen wir aus und durchlaufen das übliche Kontrollprozedere und dürfen nach ein paar Nachfragen weiterfahren. Am anderen Ende der Brücke müssen wir erneut aussteigen und das Kontrollprozedere durchmachen. Als wir aussteigen kommt sofort ein Militärpolizist auf uns zu und verlangt unsere Dokumente. Wir zeigen brav alle Dokumente her, aber er verlangt plötzlich einen zusätzlichen Schrieb: ein medizinisches Zertifikat, dass wir auf Corona getestet wurden. Dies ist – wie wir heute wissen – aufgrund der Knappheit der Testkapazitäten jedoch nur für Menschen möglich, die Symptome aufweisen, was wir selbstverständlich nicht tun. Daraufhin schickt er uns forsch nach La Paz zurück.

Das wollen wir jedoch nicht akzeptieren. Wir gehen auf einen anderen der anwesenden Militärpolizisten zu und dieser ist sehr hilfsbereit. Er leiht uns sogar sein Telefon, damit wir die Deutsche Botschaft in La Paz und unsere Kontaktdame anrufen können. Außerdem reicht er uns die Nummer des Bürgermeisters von Rurrenabaque weiter, damit die Botschaft diesen ebenfalls kontaktieren kann. Das Problem ist zusätzlich verschärft dadurch, dass heute Freitag ist und Rurrenabaque sich komplett abgekapselt hat. Dies bedeutet, dass die Stadtgrenzen am Freitag um 17 Uhr geschlossen werden und weder die Ein- noch Ausfahrt möglich ist. Uns läuft also die Zeit davon.

Am Kontrollpunkt ist eine Ärztin anwesend und wir fragen nach, ob sie uns nicht auf das Virus testen könne, doch sie verneint sofort. Wir mutmaßen, dass sie die wenigen Testkits nicht an zwei Ausländer verschwenden will, da sie so vehement ablehnt.

Wenig später meldet sich die Botschaft bei uns und teilt uns mit, dass sie leider nichts für uns erreichen konnte, da der Bürgermeister die Anrufe nicht annimmt. Dort gab es wohl Schwierigkeiten während die Botschaft versucht hatte andere deutsche Reisende aus Rurrenabaque für Rettungsflüge nach La Paz zu bringen, sodass der Bürgermeister scheinbar nicht auf unser Anliegen eingehen will. Wir entscheiden uns also mit unserem Handy den Bürgermeister zu kontaktieren und erreichen ihn tatsächlich, da er unsere Nummer nicht kennt. Er sagt uns, dass wir gerne einen Test in einem Institut in der Region machen können, bevor wir am Montag wenn die Einkapselung vorbei ist in die Stadt einreisen können. Diese Möglichkeit ist für uns jedoch nicht realisierbar, denn der Militärpolizist hatte uns bereits mitgeteilt, dass die Menschen in Rurrenabaque zurzeit nicht sonderlich gut auf Ausländer zu sprechen sind. Einige sollen sogar gesagt haben, dass alle Menschen die mit dem Virus infiziert sind, verbrannt werden sollten. Die Möglichkeit vor den Toren der Stadt zu warten scheidet also aus, da wir es uns auch nicht leisten können, Fernando für die lange Zeit zu bezahlen und unsere Reiseerlaubnis auch ausläuft. Uns sind also die Hände gebunden, weswegen wir uns schweren Herzens entscheiden müssen die lange Fahrt nochmals auf uns zu nehmen und nach La Paz zurückzukehren…

Auf der Fahrt sind wir zunächst sehr schweigsam und probieren zu prozessieren, was soeben passiert ist. Wir sind in erster Linie traurig, dass wir nicht in den Dschungel zu ONCA können, aber auch ein wenig wütend, dass uns der Organisator nicht ordentlich mitgeteilt hat, wie die Lage in Rurrenabaque zur Zeit ist. Es wird langsam dunkel und wir überlegen uns, wo wir am besten übernachten können. Wir wollen es möglichst weit schaffen, damit der kommende Tag nur ein kurzer ist, doch bevor wir unsere Gedanken noch zu Ende bringen können, fährt Fernando durch ein Schlagloch und einer der Hinterreifen platzt.

Es ist mittlerweile stockfinster und wir stehen mitten im Dschungel. Im 5 km Umkreis ist kein Dorf und wir stehen mitten auf der Straße. Das ist jedoch kein Problem, denn im Kofferraum befindet sich ein Ersatzrad. Nachdem wir unsere Rucksäcke ausgeräumt haben und die Abdeckung anheben, realisieren wir jedoch, dass es doch nicht ganz so einfach werden soll. Das Ersatzrad ist ebenfalls platt…

Wir probieren die vorbeifahrenden Fahrzeuge mit unseren Taschenlampen auf unsere missliche Situation aufmerksam zu machen. Normalerweise haben LKWs immer einen Kompressor dabei und so probieren wir einen LKW zum anhalten zu bringen. In Bolivien werden Autos jedoch häufig überfallen, indem ein Unfall vorgetäuscht wird und so fahren viele der LKWs schnell an uns vorbei. Hin und wieder hält ein Fahrer an, doch wir haben leider kein Glück mit dem passenden Kompressor für unser kleines Autorad. Nach circa 30 Minuten fährt ein privates Auto an uns vorbei und sagt, dass er auf seinem Rückweg eine Person ins nächste Dorf mitnehmen und auch wieder zurückbringen kann – natürlich für eine kleine Bezahlung. Später kommt er auch tatsächlich wieder und nimmt Fernando mit, sodass dieser sich um die Reifenreparatur kümmern kann. Somit stehen wir beide allein, mit dem Schlüssel in der Zündung irgendwo im bolivianischen Dschungel und warten – und hoffen vor allem, dass niemand mit krummen Gedanken vorbeikommt. Die Geräuschkulisse im Urwald trägt natürlich nicht gerade zu unserem Wohlbefinden bei, aber nach 30 Minuten, die sich deutlich länger anfühlen, kommt Fernando mit dem aufgepumpten Ersatzrad zurück und wir fahren schnurstracks ins nächste Dorf, wo wir beide Räder reparieren lassen. Wie sich herausstellte, war das Ersatzrad nämlich auch kaputt.

Es dauert bis Mitternacht bis wir unsere Fahrt fortsetzen können. Während der Reparatur können wir immerhin die Milchstraße in voller Ausdehnung bestaunen und vergessen für einen kurzen Moment die unangenehmen Ereignisse des Tages. Wir passieren in dieser Nacht noch einen Corona-Kontrollpunkt und verbringen die Nacht zu dritt im Auto an einer Tankstelle. Wir schlafen sogar erstaunlicherweise sehr tief und fest.

Am nächsten Tag setzen wir die Fahrt zurück fort. Wir passieren alle Kontrollpunkte ohne Schwierigkeiten und genießen noch einmal all die schlammigen und ruckeligen Stellen der Ruta Nacional zurück nach La Paz.

Ein guter Abschnitt der Straße
Ein frischer Bergrutsch, zum Glück wurde die Erdmasse schon planiert
Coca-Felder in den Berhängen
Blick auf die Calle de la Muerte – die Todesstraße
Zurück im Altiplano um La Paz

In La Paz angekommen, ist die Verwunderung von Guilia und Maxi gewaltig, als wir auf einmal wieder im Gang stehen. Wir erzählen ihnen die Geschichte, duschen und fallen müde ins Bett – und schlafen bis zum nächsten Tag (16 Stunden!). Wir nehmen unsere Tätigkeit als Voluntäre im Hostel wieder auf und die Dinge beginnen wieder ihren bis dahin gewohnten Gang zu gehen. Dann erhält jedoch auch Guilia die Möglichkeit nach Italien zurückzukehren und nimmt diese wahr – somit sind wir nur noch drei Personen im Hostel.

Eine unserer letzten Mahlzeiten mit Guilia

Leider kann man sich die Gäste im Hostel nicht immer aussuchen: eines Tages kommt ein etwas älterer Gast ins Hostel, der es mit sozial-akzeptablen Verhaltensweisen nicht so genau nimmt. Darüber können wir jedoch hinwegsehen. Worüber wir nicht hinwegsehen können, ist jedoch, dass er die Quarantäne-Bestimmungen nicht einhält. Vor allem sitzt er abends immer hustend im Gemeinschaftsraum und wir haben einfach kein gutes Gefühl dabei, dass er jeden Tag den ganzen Tag draußen ist, die Bestimmungen nicht einhält (1x die Woche rausgehen, basierend auf der Endziffer im Reisepass). Die Bestimmungen wurden schon leicht gelockert, man darf mittlerweile bis 14 Uhr nach draußen und dennoch kommt der ältere Herr erst zwei Stunden später zurück. Wir weisen ihn mehrere Mal darauf hin die Bestimmungen einzuhalten, aber er hört uns entweder nicht richtig zu oder nimmt uns nicht ernst. Es reicht uns aber langsam und so spricht Lucas ihn einestages bestimmt darauf an, dass er solange er ein Gast im Hostel ist, nicht nur Entscheidungen trifft die ihn tangieren, sondern auch die anderen Hostelgäste – und dass er die Quarantäne-Bestimmungen einhalten soll. Er läuft dennoch einfach mitten im Gespräch weg und so gehen wir davon aus, dass er sich eine andere Unterkunft suchen wird.

Falsch gedacht! Am nächsten Morgen kommen wir zum Frühstück in den Gemeinschaftsraum und werden erstmal angemotzt, dass wir nicht Polizei spielen müssen und uns auch nicht aufführen brauchen. Wir machen ihm klar, dass wir bereits seit über zwei Monaten in Quarantäne sind und nicht wegen seinem rücksichtlosen Verhalten auf die letzten paar Tage (da eine Lockerung bereits in Sicht ist) Probleme bekommen wollen – vor allem, da er schon etwas älter ist und immer hustend durch das Hostel läuft. Das Gefühl stimmt einfach nicht. Schlussendlich machen wir ihm klar, dass wenn er jeden Tag raus gehen will, ein anderes Hostel aufsuchen muss. Wieder gehen wir davon aus, dass die Sache damit erledigt ist.

Falsch gedacht! Am nächsten Tag kommt er an die Rezeption und will für weitere Nächte bezahlen. Lucas fragt ihn, ob er den ab jetzt die Quaranäte respektieren will und er antwortet entschieden Nein und begründet dies wie folgt: Er will sich von Lucas als Deutschem nicht die Freiheit verbieten lassen, weil er ein Israeli ist. Lucas ist total perplex von dieser Aussage und lässt ihn für weitere Nächte zahlen. Als der Schock abgeklungen ist und Diana vom Einkauf zurück ist, kontaktieren wir den Hostelbesitzer und weisen ihn auf das rücksichtslose Verhalten des Gastes hin. Er sichert uns zu, den Gast zum Gehen aufzufordern. Doch der unangenehme Teil steht noch bevor. Als der ältere Mann zurückkommt, warten wir zu zweit in der Rezeption. Wir bekommen eine regelrechte Hasstriade ab, dass wir Nazis sind, Polizei spielen wollen und noch Antisemiten dazu. Wir lassen uns jedoch nicht mehr auf solch eine Diskussion ein und sind erleichtert als er das Hostel verlässt. Man kann sich Hostelgäste wahrlich nicht aussuchen. Wir haben nicht wirklich Angst uns mit dem Virus zu infizieren, da wir uns an die Maßnahmen halten, wollen es jedoch auch nicht durch die rücksichtslosen Entscheidungen anderer darauf ankommen lassen. In den vorangegangen Monaten hatten es alle Hostelgäste geschafft, sich an die Bestimmungen zu halten und respektvoll miteinander umzugehen. Wir waren alle nicht glücklich dabei, da die Freiheit von jedem einzelnen massiv eingeschränkt wurden, aber wir waren uns im Klaren darüber, dass vor allem Touristen in der Verantwortung stehen, die Ausbreitung in einem anderen Land, in dem sie zu Gast sind, nicht zu provozieren.

Nachdem wir einen ruhigen Tag hatten, an dem wir eine kleine Grillparty mit Freunden von Maxi – die sich selbstverständlich alle an die Quarantänebestimmungen gehalten haben – veranstaltet hatten, klingelt es abends an der Tür. Lucas öffnet und eine ältere Dame tritt ein. Diese Dame ist das exakte Gegenteil des älteren Herrens der wir am Vortag das Hostel verlassen musste. Sie zeigt uns sofort alle Dokumente und Nachweise das sie keine Corona-Symptome habe. Manchmal ist man eben auch froh, dass freundliche Leute ins Hostel kommen, die die eigenen Bemühungen wertschätzen.

Entspannen in der Sonne

Ein weiteres wichtiges Datum in unserer Quarantänezeit ist auch unser dritter Jahrestag. Leider konnten wir nicht raus, haben aber den Balkon als perfekten Ort zum frühstücken für uns entdeckt – direkt in der Sonne! Zur Feier des Tages hatte Diana sogar Pfannkuchen zum Frühstück gemacht.

Die jetzige Situation in Bolivien ist immernoch sehr kompliziert. Während die Departamentos des Altiplanos deutlich weniger betroffen sind, als die im Amazonasgebiet, sind die Einschränkungen immernoch stark. Vor allem in Beni und Santa Cruz, steigen die Fälle stark an und es wurde teilweise eine medizinsche Katastrophe ausgerufen. Der Gesundheitsminister von Beni hatte sogar Schutzequipment für das medizinische Personal einkaufen lassen und dies dann anschließend selbst weiterverkauft – natürlich gewinnbringend für die eigene Tasche, was auch ein landesweiter Skandal war. Das macht die Situation natürlich nicht besser. Dennoch merken wir, dass die Lockerungen in La Paz sehnlichst erwünscht werden. Die Fallzahlen sind hier niedrig und liegen zwischen 200 und 300 Fällen. Wir verfolgen auch die lokalen Medien, um Information zu erlangen, wie es im Land mit den Beschränkungen weitergeht. Diese ließen durchscheinen, dass es in den weniger betroffenen Gebieten gelockert wird.

Am 30. Mai geschieht dann etwas verheißungsvolles: die Gondeln des Telefericos werden zum ersten Mal wieder komplett aufgehangen und laufen Probe. Ein gutes Zeichen! Wir sitzen lange auf unserem Balkon und beobachten die gelben Gondeln und wie sie vor der wunderschönen Bergkulisse auf und ab fahren. Wir sind ein wenig angespannt, weil wir schon zweieinhalb Monate warten und werden dann am Sonntagabend endlich erlöst: die Quarantäne in La Paz wird gelockert!

Blick auf die gelbe Teleferico Linie – zweieinhalb Monate hatten wir auf die leeren Seile gestarrt

Das heißt im Klartext: der öffentliche Nahverkehr (Teleferico und Busse) laufen wieder, wir können jeden Tag nach draußen und die Sperrstunde dauert nun von 18 – 7 Uhr morgens. Eine deutliche Besserung gegenüber den letzten Wochen und wir sind sehr aufgeregt, dass erste Mal zusammen durch die Straßen von La Paz gehen zu können. Natürlich nur mit Mundschutz, denn der ist immernoch verpflichtend.

2 Gedanken zu “Quarantäne in La Paz, Teil 3

  1. Gott sei Dank geht es Euch gut. Passt weiter auf Euch auf. Uns geht’s gut. LIeben Gruß Barbara und Franz

    Like

Hinterlasse einen Kommentar