Quarantäne in La Paz, Teil 2

Mittlerweile ist es fünf Wochen her, dass die vollständige und strenge Quarantänte in Bolivien ausgerufen wurde. Die Fallzahlen sind immernoch im niedrigen Bereich im südamerikanischen Vergleich – die Einschränkungen sind dennoch sehr stark.

Seitdem die Quarantäne begonnen hat, darf Lucas aufgrund seiner Passnummer am Mittwoch das Hostel verlassen und Diana am Donnerstag. Die Vorkehrungen in den Supermärkten und auf den Freiluftmärkten werden immer strenger – bestand zunächst nur eine Maskenpflicht, wurde diese nun um eine Pflicht zum Tragen von Handschuhen erweitert. Außerdem besitzen die meisten Supermärkte mittlerweile Tanks mit Desinfektionsmittel, sodass alle Kunden erstmal abgespritzt werden, bevor diese den jeweiligen Markt betreten.

Da wir in Sopocachi, einem recht wohlhabenden Viertel, untergekommen sind, laufen wir an den Tagen an denen wir das Hostel verlassen dürfen, gerne ein wenig weiter zum größten Markt von La Paz, dem Mercardo Rodriguez: dort finden wir alles, was unser Herz begehrt, zu sehr erschwinglichen Preisen. So zum Beispiel sechs riesige Avocados für 10 Bolivianos (ca. 1,30 €) oder vier Kilo Kartoffeln für 20 Bolivianos (ca. 2,70 €). Trotz der ständigen Verlängerung des Quarantänezustandes und der Verschärfung der Restriktionen, haben wir schon skurille Dinge erlebt.

Als Lucas am Mittwoch das Hostel verlassen hat, um unseren Lieblingsmarkt aufzusuchen, wird er üblicherweise von drei Militärpolizisten kontrolliert, bis der vierte sagt, dass Ausländer nicht auf den Mercado Rodriguez dürfen – das frustriert uns natürlich. Am nächsten Tag versucht es Diana dennoch noch einmal und kann ohne Probleme auf den Markt gehen. Die Regelungen sind damit nicht immer ganz klar. Zum Glück gibt es aber auch andere Märkte, quasi in jedem Stadtteil von La Paz gibt es eine kleine Markthalle, in der frische Waren angeboten wird.

Als Lucas wieder an einem Mittwoch das Hostel verlassen darf, nutzt er die Gelegenheit um in Richtung El Alto zu laufen. El Alto bedeutet übersetzt „Die Höhe“. Zwar gibt es keine richtige Grenze zwischen El Alto und La Paz, dennoch ist El Alto die höchste Großstadt der Welt – knapp 850.000 Bewohner leben hier auf circa 4.150 HM. Somit liegt El Alto ungefähr 500 HM über dem Stadtzentrum von La Paz, das auf 3.600 HM liegt. Wenn man sich vom Zentrum in Richtung El Alto bewegt, dann wird man kaum um die Nutzung von Treppen herumkommen, es sei denn die Teleferico fährt natürlich (dies ist aber während der Quarantäne nicht der Fall).

Einige der Treppen sind sehr bunt gestaltet
Die meisten Treppen sind sehr steil und führen durch Backsteinhäuserschluchten

Darüber hinaus gibt es in La Paz, mit Ausnahme des Zentrums, wahrscheinlich nur eine handvoll gerader Straßen. Es geht immer hoch oder runter. Das Laufen in dieser Stadt ist als Training vollkommen ausreichend.

Momentan nicht im Einsatz stehen die Collectivos am Straßenrand

Je näher man an El Alto herankommt, desto weniger Menschen trifft man auf den Straßen, dafür aber umso mehr Hunde.

Mal interessieren sie sich nicht so für die zweibeinigen Besucher …
… andere Male wird ganz genau beobachtet, wer sich da dem Haus nähert

Sobald man auf einer häuserfreien Höhe angekommen ist, ist der Blick über die Stadt und umliegende Berge spektakulär.

V.l.n.r. Im Hintergrund erstreckt sich der Illimani (mit 6.439 HM der zweithöchste Berg Boliviens), im Vordergrund liegt Sopochachi, danach geht es über das Fußballstadion steil nach oben bis nach El Alto

La Paz ist von hohen Bergen umgeben. In die eine Richtung ist der Illimani, in die andere Richtung ist es der Huayna Potosí. Dieser sticht nicht nur aufgrund seiner Höhe aus der Landschaft mit 6.088 HM hervor, sondern steht auch recht einsam in der Cordillera Real.

Die einsame weiße Spitze ist der Huayna Potosí
„Gipfelselfie“ selbstverständlich mit Maske – die macht das Atmen auf knapp 4.000 HM natürlich nicht gerade einfacher

Doch auch im niedrig gelegenen Stadtzentrum von La Paz kann man schöne Bergblicke genießen.

Blick vom Zentrum auf den Illimani – dieser ist eigentlich immer verschneit, die Masten rechts im Bild gehören zur momentan ausgesetzten Teleferico

Im Hostel vertreiben wir uns die Zeit auf unterschiedliche Art und Weise. Kochen nimmt einen großem Teil der Zeit in Anspruch. Dabei kommt aber auch immer sehr leckeres Essen heraus:

Grillen
Ramensuppe
Burger (selbst das Brot haben wir selbstgemacht)
Oder auch mal ein Bier!

Als Abendbeschäftigung spielen wir oft Truco, ein zunächst komplex anmutendes Kartenspiel aus Argentinien, aber lernen kann es jeder. Der Vorteil ist das man Truco zu zweit spielen kann, aber eben auch zu viert oder sechst. Mit den beiden Argentiniern im Hostel Cris und Fausto macht es am meisten Spaß, weil die beiden extrem emotional dabei sind und uns gleichzeitig noch neue Skills für das Spiel beibringen können. Wenn wir Truco spielen, kann es auch schon mal sehr spät werden, denn für die beiden Argentinier heißt es immer, dass es eine Revanche geben muss und danach muss natürlich noch ein Entscheidungsmatch stattfinden.

Wenn es morgens sonnig ist, verbringen wir Zeit auf dem Balkon. Von diesem hat man tageszeitunabhängig einen wunderschönen Blick auf die verschneiten Berge.

Die Gipfel der Cordillera Real – so nah und doch so weit entfernt

Auch bei schlechtem Wetter kann man den Blick genießen, vorausgesetzt die Sonne scheint durch die Wolken durch:

Ein doppelter Regenbogen – wir haben den Sitz in der ersten Reihe auf unserem Balkon

Not macht erfinderisch – momentan sind bis auf Supermärkte alle Geschäfte geschlossen. Die Haare von Lucas werden jedoch nicht von alleine kurz. Somit nimmt Diana kurzerhand – ein wenig widerwillig – die Haarschneidemaschine und schneidet Lucas die Haare kurz. Das Ganze soll natürlich nicht umsonst sein. Das Unternehmen 4Ocean, das sonst Produkte verkauft (z.B. recyclete Armbänder) um Plastikmüll aus den Ozeanen zu fischen, zieht für jedes Bild auf Instagram mit der Unterschrift #cleancutsforcleanoceans einen Pfund (500g) Plastikmüll aus den Ozeanen.

#cleancutsforcleanoceans

Zwischenzeitlich hatte sich die Besetzung in unserem Hostel ein wenig verändert – Francesco aus Italien hatte uns mit einer Rückholaktion verlassen, dafür hatten wir zwei Neuzugänge: Piyum aus den Staaten und Arvid aus den Niederlanden. Somit waren wir kurzzeitig acht Leute im Hostel. Doch dann verließen uns die beiden Argentinier (mit einer 60-stündigen Busfahrt nach Buenos Aires) und auch Piyum konnte einen Rückflug in die Staaten ergattern.

Da die beiden Argentinier uns verließen, konnten wir beide als Voluntäre einspringen, um uns ein wenig Miete zu sparen. Wir arbeiten also von Freitag bis Sonntag, damit das Hostel so schön wie nie zuvor aussieht. Momentan ist der Stand, dass die Quarantäne noch bis zum 30.04.2020 andauern soll. Wir hoffen, dass es nicht wieder am Vorabend eine Verlängerung gibt, damit wir endlich weiterreisen können – in den Dschungel nach Rurrenabaque.

Ein Gedanke zu “Quarantäne in La Paz, Teil 2

  1. Hallo Ihr Lieben,
    wir sind sehr erfreut gewesen heute morgen als wir endlich wieder was von Euch gehört haben. In dieser unwirklichen Zeit macht man sich mehr Gedanken als sonst wenn man mal nichts von den Anderen hört. Selbst die Verwandten in Amerika melden sich einmal pro Woche. Weiterhin alles Liebe, bleibt gesund und kommt hoffentlich bald an Euerem Ziel an. Hier ist alles soweit in Ordnung. Ab heute gilt auch bei uns Maskenpflicht. Wir sind aber alle gesund. Grüße Barbara und Franz

    Like

Hinterlasse einen Kommentar