Salar de Uyuni & Eduardo Avaroa Reserva Nacional

Uyuni ist eine staubige und recht öde Stadt, im Süden Boliviens. Dennoch gibt es hier viele Touristen aus allen Ländern der Erde. Der Grund dafür ist die nahegelegene größte Salzpfanne der Erde – der Salar de Uyuni!

Der Ort ist gut auf die vielen Touristen vorbereitet. Über 180 verschiedene Touranbieter führen unterschiedliche Trips in der Region mit unterschiedlicher Dauer durch. Leider haben auch alle unterschiedliche Preise und leicht unterschiedliche Stops. Wir verbringen daher einen kompletten Tag damit, die unterschiedlichen Anbieter abzuklappern und ein für uns passendes Angebot auszuhandeln. Eigentlich wollten wir uns Fahrräder mieten, aber bei einem Tagespreis von 30€ haben wir uns das doch anders überlegt. Am Ende des Tages finden wir erschöpft ein mehr oder weniger passendes Angebot und am nächsten Morgen starten wir um 10 Uhr mit vier Franzosen und unserem freundlichen Fahrer an Bord Richtung Zugfriedhof.

Als in Uyuni der Salzabbau startete, wurden viele Zuglinien benötigt, um Arbeitskräfte in die Stadt und Salz nach ganz Bolivien transportieren zu können. Auch andere Mineralien wurden in den Minen um die Stadt herum abgebaut, und mussten natürlich auch abtransportiert werden. So hat sich ein extensives Schienennetz entwickelt, welches heutzutage jedoch durch Straßenverkehr ersetzt wurde und somit stillgelegt ist. In Uyuni gibt es daher einen großen Zugfriedhof, eine Ansammlung von verrosteten Lokomotiven, die früher genutzt wurden.

Die alten Lokomotiven aus Metall fallen der Zeit, der salzigen Luft und der Witterung zum Opfer
Fürs Posen reichen sie als Kulisse jedoch alle Male

Wir setzen unsere Fahrt an den Rand des Salar de Uyuni fort, genauer gesagt nach Colchani. Der Ort lebt vom Salzabbau und natürlich vom Tourismus. Dort können wir die Schritte der Salzproduktion nachvollziehen. Das Salz aus dem Salar wird zum einen in Salzblöcke geschnitten, und zum anderen werden Salzhaufen aus dem oberflächlichen nassen Salz gemacht. In diesen Haufen wird das Salz zur Trocknung aufgehäuft und dann nach Colchani weitertransportiert. Nach einer weiteren Trocknung findet die Zerkleinernung auf die bekannte Größe statt und nach Reinigung wird das Salz schließlich verpackt und in alle Teile des Landes transportiert.

Salzblöcke aus dem Salar de Uyuni

Hier fallen uns die Kehrseite einer Tour wie wir sie durchleben auf: entlang des Salzmuseums haben sich eine endlose Reihe an Souvenirständen aufgebaut, die alle dieselbe Ware anbieten. Alle Touren, die von Uyuni gestartet sind, halten hier an und so reihen sich Jeeps an Jeeps an Jeeps…. Auch die übliche Durchsagen unseres Fahrers erinnern stark an Massentourismus. „Hier habt ihr genau 30 Minuten Zeit, dann müssen wir weiterfahren!“ Wir sind das individuelle Reisen gewöhnt und so ist es etwas befremdlich, dass wir uns nach einem Zeitplan oder anderen richten müssen. Aber wir wollen nunmal so viel wie möglich von der Region sehen, die Fahrräder sind aus Kostengründen ausgeschieden, Mietwägen gibt es in Uyuni nicht und zum Laufen ist der Salar zu weitläufig und somit auch zu gefährlich.

Nach der Salzproduktion fahren wir endlich in den Salar! Wir sind schon sehr gespannt, weil wir natürlich schon das ein oder andere Bild vorher gesehen haben und hoffen, dass wir einige Stellen sehen können, an denen das Wasser steht. Zuerst steht allerdings die Mittagspause am Dakar-Denkmal an.

2015 führte die berühmte Rallye Dakar das erste Mal durch den Salar de Uyuni. Laut unserem Fahrer war es jedoch auch das letzte Mal, da die GPS-Geräte der Autos durchdrehten. Für uns nur sehr schwierig nachzuvollziehen, da unser Handy-GPS uns sehr genau verorten konnte, doch die Geschichte von aussetzenden GPS-Geräten hatten wir nun schon häufiger gehört.

Einer unser ersten Blick in den schier endlos wirkenden Salar

11.000 qm groß, 140 km lang, 110 km breit und maximal 220 Meter tief sind die unglaublichen Ausmaße des Salzes im Salar de Uyuni. Darunter befindet sich das größte Lithiumvorkommen der Erde. Während in der Salzproduktion ausschließlich bolivianischen Firmen am Werk sind, ist das Lithium fest in der Hand chinesischer Firmen. Das missfällt vielen Ansässigen, da sie den Salar lieber touristisch nutzen wollen, statt ihn zu zerstören. Wie auch im Salar de Atacama, steht der Lithiumabbau hier noch am Anfang, die Tendenz deutet jedoch eher in Richtung steigender Exploration durch ausländische Firmen. Lithium ist dennoch ein sehr wichtiger Stoff, der in Batterien oder PC-Anlagen genutzt wird und somit weltweit benötigt wird.

Wir fahren nach der Pause noch ein wenig weiter und haben Glück. Wir finden eine Fläche im Salar, die mit einer dünnen Schicht Wasser bedeckt ist. An solchen Stellen verwandelt sich die weiße Fläche zu einem riesigen Spiegel, der mit dem Himmel zu verschmelzen scheint.

Der Spiegel von Uyuni

Dabei machen natürlich vor allem die fast perfekten Reflektionem Spaß!

Unser fahrbare Untersatz für die drei Tage
Ein Brocken Salz, frisch aus dem Salar gebrochen
Hier wurden wir von unserem Guide zu Gruppenfotos „gezwungen“ – daraus entstand allerdings ein sehr amüsantes Video
Hier das Resultat!

Eine vollständige Durchquerung des Salars dauert mit dem Auto circa 3 Stunden. Wir fahren allerdings nur bis in die Mitte, zur Insel Incahuasi. Die kleine Insel ist so ziemlich die einzige Erhebung weit und breit, liegt mittig im Salar und ist mit riesigen, hunderte von Jahren alten Kakteen übersäht. Bevor wir dort ankommen, steht jedoch noch ein bildreicher Halt an – aufgrund der Dimension der Ebene des Salars ist es möglich lustige Bilder zu machen. Das machen wir natürlich auch.

Freude über riesiges Bier!
Kampf gegen den T-Rex
Kleiner Freund
Beim Posen erwischt
Natürlich wurden wir auch wieder hier zu Gruppenfotos genötigt
Circa 45 km sind die Berge im Hintergrund entfernt

Der nächste Halt ist also die Isla Incahuasi!

Kakteeninsel mitten im Salar

Der Tag neigt sich langsam dem Ende. Bevor den Salar leider verlassen müssen, halten wir noch einmal für den Sonnenuntergang an. Ein kurzer Regenschauer setzt ein und sorgt für großartige Reflektionen der untergehenden Sonne!

Sonnenuntergang am Rande des Salar de Uyuni
Bodenreflektion
Ein Blick in die andere Richtung lohnt sich dennoch auch! In der Entfernung tobt ein Gewitter mit vielen Blitzen

Die Rückfahrt ist nicht langweilig. In der Dunkelheit muss die Kolone der Tourenwagen anhalten. Ein Bus steht im Weg und muss umfahren werden. Der Bus steht, weil durch den starken Regen am Salarrand die Erdstraße einfach weggeschwemmt wurde. Für die Tourenwagen kein Problem die Stelle zu umfahren, aber der Bus ist nicht mit 4×4 ausgerüstet und außerdem nicht geländetauglich. Zwei Stellen müssen insgesamt umfahren werden, bis wir wieder auf einer funktionierenden Erdstraße sind. Wir fragten unseren Fahrer, ob das häufiger vorkommt, worauf er nur Klar, jede Woche meint. Dann ist ja gut.

Abends können wir in der Unterkunft noch mit Bier auf Lucas Geburtstag anstoßen und bekommen von den Tourleuten sogar noch einen Kuchen, den wir unter unserer Gruppe aufteilen konnten. Die Nacht verbringen wir in einem Hostel, dass aus Salzblöcken erbaut ist.

Am nächsten Tag starten wir früh. Es geht zunächst vorbei an den roten, reifen Quinoa-Pflanzen, durch ein kleines Dorf hindurch, zu einem noch kleineren Dorf wo sehr viele Lamas rumrennen.

Lamas sind mit Vicuñas und Guanacos verwandt, nur ein wenig größer und deutlich zotteliger
Von den lustigen Gesichtern haben wir nicht wirklich genug bekommen
Lama-Selfie!

Viele der Lamas sind mit bunten Bändern geschmückt. Dies hat rein dekorative Zwecke. Einmal im Jahr gibt es sogar ein Fest in Bolivien, das Flores de Llama. Das heißt soviel wie Blumen des Lamas. Dann werden die Lamas rausgeputzt und geschmückt und es wird einen Tag lang gefeiert. Unser Fahrer kommentierte das Ganze nur mit Sexy Llamas!

Wir setzen unsere Fahrt in Richtung einer weitreichenden Steinformation fort, die durch Vulkanausbrüche entstanden ist. Das Valle de Rocas – das Tal der Steine – erstreckt sich soweit das Auge reicht und beinhaltet interessante Steinformen.

Das Valle de Rocas
Eine wilde Diana inmitten der Felsen

Unsere Mittagspause verbringen wir an einem kleinen Hügel, selbstverständlich mit Vulkanblick. Lange bleiben wir dort nicht alleine, den einige Viscachas gesellen sich zu uns.

Erst werden wir aus der Sicherheit eines Buches beobachtet…
… später weicht die Angst dann der Neugier
Charakteristisch für die Chinchilla-Verwandten ist der geringelte Schwanz, der das Klettern zwischen den Steinen unterstützt

Nach der Pause und der Nutzung des Inka-Klos (in der Natur) setzen wir unsere Fahrt wie gewohnt auf über 4.500 HM fort und kommen an vielen kleinen Lagunen vorbei, die häufig geflügelte Bewohner haben.

Flamingos sind neben Lamas und Vicuñas wohl die häufigsten Bewohner des bolivianischen Altiplanos
Flamingo im Tiefflug – genauer gesagt ein Flamenco Andindo
Gefühlte Wahrheit: 99% ihres Lebens verbringen Flamingos in der abgebildeten Position

Es geht aber natürlich noch höher, auf fast 5.000 HM!

Lagunenblick mit Regen im Hintergrund

Als nächstes steht eine berühmte Steinformation auf dem Programm! Der Steinbaum – Árbol de Piedra!

Ein einsamer Steinbaum im bolivianischen Altiplano

Natürlich gibt es auch noch mehrere Flamingokolonien in der Gegend des Eduardo Avaroa Reserva Nacional! Die wichtigste Lagune in der sich tausende Flamingos tummeln ist die Laguna Colorada – die farbige Lagune. Der Name ist Programm!

Die rote Farbe ist jedoch nicht immer sichtbar. Es benötigt Wind, der für Bewegung in der Lagune sorgt und somit Plankton aufwirbelt, der für die charakteristische Farbe verantwortlich ist. Ansonsten hat die Lagune lediglich ein blasses Gelb, was natürlich auch farbig ist. Hier tummeln sich drei verschiedene Flamingoarten, die Flamencos Andinos, die Flamencos Chilenos und die Flamencos Jamesi. Die Lagune ist die wichtigste Brutstätte von Flamingos in der Region und ganz Bolivien. Der Schutz der Tiere in dieser Zeit ist besonders wichtig, da Flamingos nur ein einziges Ei je Brutperiode haben können.

Weiter geht es, vorbei an Lamas und Vicuñas, zum höchsten Punkt unserer Tour. Auf über 5.000 HM konnten wir eine kleine Geysir-Landschaft begutachten. Dort wird sogar mittlerweile mit der energetischen Exploration begonnen und an mehreren Stellen wurden geothermische Testanlagen errichtet. Für uns ist jedoch der Geyser Sol de Mañana im Fokus.

Lamas vor der Laguna Colorada
Vicuñas vor der Laguna Colorada
Heiße Dämpfe treten aus der Erde aus – die Region ist vulkanisch!
The Danger Zone!
Überall brodelt Schlamm

Mit den letzten Sonnenstrahlen erreichen wir unsere Unterkunft. Diese hat nicht nur einen großartigen Blick und ist von Lamas umzingelt, sondern steht auch 200 Meter von Hot Pools entfernt! Sobald wir gegessen haben und die Sonne untergegangen ist, laufen wir in der Kälte hinunter und gönnen uns ein heißes Bad unter der Milchstraße!

Ausblick von unserer Unterkunft aus
Bereit zum Baden! Diana mit zwei Anderen aus unsere Gruppe (Olivier und Margaux) und unserem gutgelaunten Fahrer
Blick auf die Milchstraße von den Hot Pools aus
Das heiße Wasser sorgte für viel Nebel, indem sich die morgendliche Sonne verfängt. Die Lamas sind natürlich schon wieder auf Nahrungssuche!

Der letzte Tag unserer Tour ist angebrochen. Das Thema Corona hat uns natürlich mittlerweile auch erreicht. Da zwei aus unserer Gruppe nicht mit uns nach Uyuni zurückkehren, sondern nach Chile weiterreisen, ist das Thema am Vorabend, ob die Grenzen wohl noch offen sein werden. Auf dem Weg zur Grenze sehen wir eine Landmarke, die wir bereits von San Pedro de Atacama bestaunen konnten: den Vulkan Licancabur!

Auf dem Weg zur Grenze durchqueren wir die Wüste Salvador Dali
Dann kommen wir am Vulkan Licancabur an. Der Berg wurde von den Inka als Opferberg genutzt, was anhand von Knochenfunden belegt wurde. Heute ist der Berg beliebt bei Bergsteigern
Nebenan findet sich noch ein ähnlich hoher Vulkan, der Cerro Juriques

Die Grenzen sind nur noch heute geöffnet. Nachdem wir Olivier und Margaux abgesetzt haben, treten wir den Rückweg nach Uyuni an. Durch den Eduardo Avaroa Reserva Nacional geht es an Vulkanen, schneebedeckten Bergen, Vicuñas, Lamas, Regenwolken und Hochebenen vorbei, ehe wir gegen Nachmittag wieder in Uyuni eintreffen.

Regenschauer auf dem Rückweg, hinter den knallroten Quinoafeldern

In Uyuni fällt uns auf, dass der Ort irgendwie sehr ruhig aussieht. Als wir unsere Rucksäcke bei dem Tourbetreiber wieder abholen, wird uns mitgeteilt, dass es mittlerweile eine Ausgangssperre ab 17 Uhr gibt. Es ist 16:50 Uhr und Diana sprintet noch schnell zum Supermarkt, während Lucas zwei der letzten Bustickets nach La Paz besorgt. Die letzten Busse verlassen Uyuni in der Früh am nächsten Tag. Auch wir beschließen Reißaus zu nehmen, da Uyuni wirklich kein guter Ort ist um festzustecken. Wir sind froh, den letzten Bus am nächsten Tag zu erwischen und bleiben somit nur noch eine Nacht in Uyuni. Abends laufen schon Polizisten durch die Straßen, die alle Leute nach Hause bzw. in die Unterkünfte zurück schicken. Am nächsten Morgen verlassen wir die Stadt und fahren nach La Paz.

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