Nachdem wir übermüdet in den Bus in Purmamarca gestiegen sind und uns über kurvige Serpentinen auf ungefähr 4.300 HM hochgeschraubt haben, finden wir uns, als wir aufwachen, in einer ganz neuen Landschaft wieder. Am kleinen Grenzposten am Paso de Jama geht es nur sehr langsam voran und während wir warten, können wir die Landschaft ausgiebig begutachten. Als wir die Fahrt fortsetzen, tippt jemand Lucas von hinten auf die Schulter. Als wir uns umdrehen, ist die Überraschung groß, denn hinter uns sitzt Juani, einer der Argentinier die wir bereits mehrfach im Norden Argentiniens getroffen hatten. Er hat dasselbe Ziel wie wir – San Pedro de Atacama.
In San Pedro angekommen, suchen wir gemeinsam mit Juani ein Hostel. San Pedro ist ein sehr teurer Ort, es ist ja auch wieder in Chile und bei Touristen aus allen Ländern sehr beliebt. Dennoch werden wir fündig!
Die Hostelwahl war sehr glücklich: Als wir essen, gesellen sich zwei Reisende aus Nürnberg zu uns, Judith und Michael. Wir kommen ins Gespräch und beschließen wenig später, uns zu fünft auf Mietwagensuche zu begeben um die Atacama-Wüste erleben zu können. Am gleichen Abend werden wir noch fündig!
Am kommenden Tag erledigen wir also alle organisatorischen Dinge, wie Wäsche waschen, unsere Route planen und Straßenkonditionen abchecken. Abends steht dann die Route und es kann losgehen.
Als wir den Mietwagen abholen, erleben wir eine positive Überraschung: da unser reservierter Wagen nicht verfügbar ist, bekommen wir ein Upgrade auf einen Toyota HiLux 4×4. Das ist nicht nur ein sehr leistungsstarkes Auto, sondern auch der meistverkaufteste Pick-Up auf dem Planeten. Kein schlechter Start also. Nachdem wir Essen für die nächsten Tage eingekauft haben und uns durch die durchfurchten Straßen von San Pedro gequält haben, fahren wir in Richtung der Lagunas Escondidas.
Die Atacama-Wüste ist der trockenste Ort der Welt. Hier gibt es im Jahr normalerweise 8 Regentage und eine Niederschlagsmenge von unter 1 mm. So sind die meisten Süßwasserlagunen mittlerweile komplett verdunstet. Dafür gibt es aber in der Atacama Salzpfanne (Salar de Atacama) umso mehr Salzlagunen. Die Lagunas Escondidas sind 7 Salzlagunen mit einem Salzgehalt von über 75 %. Das bedeutet nicht nur eine intensive Färbung, sondern auch, dass man sich in den Lagunen ohne Mühe treiben lassen kann.
Nachdem man aus den Lagunen aussteigt, trocknet man sehr schnell. Das liegt zum einen an der Hitze und natürlich am Salzwasser. Schnell bildet sich eine weiße Kruste auf der Haut, die einen guten Sonnenschutz darstellt.
Obwohl die Außentemperatur knapp über 30°C beträgt, haben die Lagunen eine sehr angenehm kühle Temperatur.
Als wir langsam ans Gehen denken, kommen 10 Tourbusse an und nachdem wir gesnacked haben, machen wir uns über die ungeteerte Straße zurück Richtung San Pedro und danach wieder in Richtung Süden.
Nachdem wir in San Pedro vorsichtshalber unseren Tank aufgefüllt haben, geht es direkt in den Salar de Atacama weiter. Zum Sonnenuntergang wollen wir an einer Lagune sein, in der sich dieser spiegelt, und dort möglicherweise auch unser Nachtlager beziehen. Da wir aber in Chile sind, muss für alles Eintritt bezahlt werden. So entscheiden wir uns an einem anderen Ort zu campen und sehen uns den Sonnenuntergang von der Straße aus an.
Über eine App können wir einen Ort im Salar ausfindig machen, der sich bestens für Wildcamping eignet. Unter einem einsamen Baum, beziehen wir unser Nachtlager unter dem Sternenhimmel – leider ist es fast Vollmond und so ist der Himmel bis in die frühen Morgenstunden sehr hell.
Diese Nacht hatten wir im Zelt geschlafen, Juani zwischen Van und Zelt und Judith und Michael auf der Ladefläche des Pick-Ups. In der Früh können wir einen wunderschönen Sonnenaufgang hinter den Vulkanen beobachten.
Nachdem wir auf der Ladefläche unser Frühstück zubereitet haben, ist noch Zeit für ein erstes Gruppenbild, ehe wir in den Tag starten.
Unser erstes Ziel des Tages ist die Laguna Chaxa. Dort befindet sich die größte Flamingokolonie Chiles. Als wir nach einer Stunde schlechter Straßen dort ankommen, wird unsere Vorfreude allerdings gedämpft – die Lagunen sind geschlossen, wegen Rehabilitationsmaßnahmen. Wir fahren also ein wenig enttäuscht weiter, zu den Lagunas Altiplanicas.
Dort angekommen, müssen wir natürlich wieder Eintritt bezahlen. Auch wenn die beiden anwesenden Rangerdamen die Unfreundlichkeit in Person sind, fahren wir das letzte Stück zu den schönen Lagunen hinunter. Natürlich müssen wir uns selbst beim Laufen immer zwischen den Markierungen aufhalten. Das ist manchmal allerdings recht schwer, v.a. wenn man Touristengruppen vor sich hat, bei denen manchmal die Individualintelligenz aussetzt. Die Blicke sind es dennoch wert!
Nachdem wir dort bei einem schönen Blick eine Mittagspause eingelegt haben, setzen wir unsere Fahrt in Richtung Piedras Rojas fort, eine weitere Salzlagunen auf über 4.000 Metern Höhe. Auf dem Weg müssen wir jedoch mehrfach stoppen – wegen der Schönheit der Landschaft. Der erste Stop hatte jedoch einen anderen Hintergrund! Lucas hatte Vicuñas am Straßenrand ausgemacht und wollte sich heranschleichen.
Die anschließende Fahrt führt uns durch wunderschöne Gegenden der Atacama-Wüste und des angrenzenden Hochplateaus.
Wir fahren noch bis an den Salar und die Piedras Rojas und laufen bis zum Rand der Lagune.
Als wir zum Auto zurückkommen, steht ein Chilene an unserem Auto und inspiziert unsere Rucksäcke. Lucas bedeutet ihm diese nicht weiter anzufassen. Als wir näher kommen, grüßen wir ihn und fragen was los ist. Er ist total sauer, stellt sich als lokaler Guide vor und fragt woher wir von diesem Ort wissen. Wir antworten und zeigen ihm, dass er in der offiziellen Touristenkarte verzeichnet ist. Er pampt uns daraufhin an und will alle Bilder sehen die wir gemacht haben, weil er uns vorwirft die schönsten auf Social Media hochzuladen und deswegen dann Touristenmassen an diese Stelle strömen werden. Während er uns allerdings diese Lehre hält, laufen zwei Touristen aus seinem Auto genau den gleichen Weg, den wir noch vor 5 Minuten gelaufen sind und wir fragen uns, warum es okay ist, dass diese Bilder machen dürfen und wir nicht. Da er aber ein Tourguide ist, müssen wir leider schließen, dass es ihm lediglich ums Geld geht. Nachdem wir seinen Forderungen nicht nachkommen, alle unsere Aufnahmen herzuzeigen und er zunehmend wütender wird, schauen wir, dass wir Land gewinnen und setzten unsere Fahrt fort. Leider ein unschönes Erlebnis, aber Probleme mit Geld stehen in Chile, wie wir bisher lernen und erleben konnten, an der Tagesordnung.
Dann führt uns die wunderschöne Straße zurück und wir machen uns auf die Suche nach einem passenden Ort zum Wildcampen für die Nacht.
Nachdem wir wieder per App einen geeigneten Ort für die Übernachtung ausgemacht haben, treten wir die Fahrt dorthin an und entfernen uns ein wenig von der Hauptstraße an einen Spot, an dem wir Vulkane und den Salar sehen können. Pünktlich zum Sonnenuntergang sind wir fertig und genießen das schöne Licht.
In der heutigen Nacht sind wir an der Reihe das Nachtlager auf der Ladefläche des Pick-Ups zu beziehen. Die anderen drei machten es sich derweil im Zelt bequem. Die Nacht ist ruhig, nur in der Entfernung kann man ein kleines Flüsschen plätschern hören. Als der nun fast volle Vollmond um 6 Uhr verschwindet, können wir aus unseren Schlafsäcken heraus einen perfekten Blick auf die Milchstraße – in voller Ausdehnung – genießen.
Das Licht der aufgehenden Sonne ist sehr besonders und taucht die Landschaft in ein weiches Licht.
Nachdem wir in der Sonne gefrühstückt und unsere Rucksäcke wieder auf der Ladefläche verstaut haben, geht es für uns in Richtung unseres letzten Stops – Valle de la Luna!
Das Valle de la Luna kostet selbstverständlich auch Eintritt. Der Fakt, dass nur 3 von 8 Orten in dem Tal momentan besuchbar sind, führt aber natürlich zu keinem Preisnachlass. Und so heißt es mal wieder typisch Chile! Unser erster Stop ist die Duna Major!
Wir setzen uns Fahrt fort. Da wir zu faul sind, alle Taschen wieder hin und her zu räumen, entscheiden wir uns die letzten zwei Kilometer mit allen auf der Ladefläche zurückzulegen. Natürlich ist gleich ein Ranger anwesend, um uns darauf hinzuweisen, dass dies selbstverständlich verboten ist. Andererseits sind Drohnen auch verboten und davon flog auch eine herum, als wir an der Duna Major waren. Hunde sind übrigens auch verboten – aber es macht auch nichts aus, dass einer mitten auf den Weg macht und ein anderer den Reifen der Autos auf dem Weg nachjagt. Naja, sei es drum, räumen wir eben alles wieder hin und her. Als wir am letzten Punkt angekommen sind, einer Steinformation, und aussteigen wollen, ist der Ranger wieder vor Ort und weist Lucas sehr unfreundlich darauf hin, dass er etwas zu schnell gefahren ist und wir beim nächsten Verstoß aus dem Park geschmissen werden. Wir sind eh auf dem Rückweg, von daher wäre es irrelevant, allerdings sind alle anderen genauso schnell wie wir gefahren, inklusive dem Ranger. Aber er ist ja der Ranger und darf daher machen, was er will.
Wir betrachten also noch eine Weile die Sandsteinformationen und scherzen ein wenig, wie schwierig es ist die vielen Verbote – ob explizit oder scheinbar irgendwie impliziert, aber nicht offensichtlich – einzuhalten.
Nach einer schönen Zeit zu fünft, müssen wir unser Auto leider schon wieder zurückgeben. Den Abend verbringen wir noch zusammen, ehe sich unsere Wege langsam trennen. Juani muss zurück nach Buenos Aires, Judith und Marcel reisen weiter in Chile.
Eine letzte Besonderheit steht uns allerdings noch bevor: der Tag nach unserer Rückkehr ist mit Regen gesegnet.
Auch der nächste Tag ist verregnet und wir verbringen den Tag quasi ausschließlich im Hostel. Es gibt 8 Regentage im Jahr, jedoch nur 1mm Regen. Da der Regen hauptsächlich durch die feucht-warme Luft im Amazonas-Gebiet bedingt ist, werden die Luftmassen i.d.R. von den östlich angrenzenden Vulkanen abgefangen. Durch den Klimawandel steigen die Luftmassen jedoch heißer und höher auf, die Vulkane bieten daher keine Barriere mehr. Somit gelangt mehr Regen in die Atacama-Wüste. Es ist somit ungewöhnlich, dass es soviel regnet.
Nachdem wir ein wenig entspannt haben, setzen wir unsere Reise für eine letzte Nacht nach Calama fort.
Es tut in der irrsinnigen Zeit Dank Corrona Euere Berichte zu lesen. Bitte bleibt gesund. Barbara und Franz
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Vielen Dank für das positive Feedback – das freut uns natürlich sehr!
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