Puerto Natales, pt. 1

Nach unserer ersten Überlandbusfahrt auf dem südamerikanischen Kontinent sind wir (im Regen) in Puerto Natales angekommen. Der 50.000-Einwohner große Ort ist die Hauptstadt der Provinz Última Esperanza, die wie auch schon Punta Arenas ein Teil der Región de Magallanes y de la Antártica Chilena ist. Der Hauptgrund unseres Besuches ist, dass in Puerto Natales die Organisation für unsere geplante Wanderung im mehr oder weniger nahegelegenen Torres del Paine Parque Nacional erledigt werden kann. Dies sollte jedoch eine größere Herausforderung werden, als wir in diesem Moment erwarteten. Die erste Herausforderung ist zunächst unser Zelt im Regen aufzubauen – jedoch ist es nur eine kleine! Nachdem das Zelt aufgebaut ist, hört der Regen ziemlich schnell auf und wir können einen schönen Blick über den Fjord vor Puerto Natales genießen.

In Chile ist alles liberalisiert. Das gilt auch für die unterschiedlichen Campingplätze die es im Torres del Paine Parque Nacional gibt. Da es sich hierbei um einen der meistbesuchtesten Nationalparks in Chile handelt, ist das Geschäft lukrativ und es gibt momentan drei Firmen, die sich die Herrschaft über die Campingplätze aufteilen: CONAF ist die nationale Forstbehörde und betreut zwei kostenlose und simple Campingplätze, Vertice Patagonia ist ein Unternehmen, in deren Besitz vier Campingplätze sind und zu guter Letzt noch Fantástico Sur, denen ebenfalls vier Campingplätze gehören. Alle drei besitzen Online-Buchungsportale von unterschiedlicher Qualität. Im Nationalpark selbst können entweder Tagestouren bestritten , der W-Track oder der große O-Circuito gelaufen werden. Gerne wollen wir den O-Circuito wandern, dieser ist im Internet jedoch seit Monaten ausgebucht – circa seit Mai, seitdem die Buchungsportale geöffnet wurden. Am Campingplatz in Puerto Natales erfahren wir jedoch, dass die Büros der unterschiedlichen Anbieter noch Kapazitäten für Kurzentschlossene zurückhalten – das würde perfekt auf uns zutreffen! Für den nächsten Tag beschließen wir also, uns in Richtung Hauptstraße aufzumachen um den drei Firmen einen Besuch abzustatten.

Wir fangen beim ersten Büro von Vertice an. Dort sitzt uns ein semi-begeisterter Mitarbeiter gegenüber. Wir haben uns den Wetterbericht angesehen und fragen nachm, ob wir die Campingplätze von Vertice ab dem 20.11. buchen können. Zunächst erstmal zwei Stück, man weiß ja nicht wie die Verfügbarkeiten bei den anderen Firmen aussehen. Dies wird nach einigen Anlaufschwierigkeiten bejaht und schließlich verlassen wir nach circa einer halben Stunde mit zwei Reservierungen das Büro und treten mit einem guten Gefühl in den Sonnenschein der Straßen von Puerto Natales.

Dies sollte jedoch nur von kurzer Dauer sein. Im Büro von CONAF angekommen, stoßen wir auf eine stark unterqualifizierte und -motivierte Dame, die gefühlt noch nie etwas vom Nationalpark gehört hat. Mit leeren Händen verlassen wir das Gebäude und müssen uns nun eine andere Lösung für unsere Übernachtung suchen. Wir laufen also weiter zum Büro von Fantástico Sur.

Wir treffen einen kompetenten, wenn auch recht unfreundlich wirkenden Mitarbeiter. Wir checken ob deren Campingplätze für die von uns gewollten Daten noch verfügbar sind. „Nein!“ lautet die knappe Antwort. Wann es denn wieder gehen würde? „Im Februar gibt es noch vereinzelte Daten oder im März.“ Na dann …

Wir machen uns wieder auf, nachdem wir ein paar Verfügbarkeiten an anderen Campingplätzen ausgecheckt haben. Diese bedeuten, dass wir unsere bisher getätigten Buchungen bei Vertice verschieben müssen. Also laufen wir zum Büro von Vertice, welches praktischerweise auf der anderen Straßenseite liegt und treffen das erste Mal auf eine sehr freundliche und sehr kompetente Dame, die uns hilft die möglichen Optionen der Vertice Campingplätze durchzugehen. Wir versichern uns also zunächst, dass die Campingplätze bei Vertice verfügbar sind für ein nun geändertes Startdatum. Damit es aber auch mit Fantástico Sur harmoniert, rennt Lucas schnell auf die andere Seite der Straße und klärt die Verfügbarkeit mit dem dortigen Mitarbeiter. Hier passt es auch. Also schnell wieder zurück und die Buchungsdaten ändern, denn es handelt sich um die letzten beiden verfügbaren Plätze auf einem der wichtigen Campingplätze…

Als das geklappt hat, machen wir uns mit nun vier festen Reservierungen noch einmal zum Büro von Fantástico Sur auf und sichern uns die letzten beiden Campingplätze, die uns für eine erfolgreiche Umrundung des Torres-Massiv noch fehlen. Der Mitarbeiter bei Fantástico Sur warnt uns jedoch noch einmal, dass unsere vorletzte Tagesetappe mit 23 km wohl sehr lang sei. Da er und auch wir aber daran nix ändern können, belassen wir es dabei und verlassen das Gebäude erleichtert und mit sechs Reservierungen für die Campingplätze und der Sicherheit, dass wir den berühmten O-Circuito laufen können! Das Startdatum liegt noch sechs Tage in der Zukunft und so haben wir noch ein wenig Zeit für Entspannung.

Dennoch müssen wir noch ein bis zwei Kleinigkeiten erledigen. Um den Park betreten zu dürfen, bedarf es eines Tickets, dass umgerechnet schlappe 25 Euro kostet. Da dies aber unerlässlich ist, besorgen wir dieses natürlich auch und müssen dazu einen kleinen Bildungsfilm ansehen, der uns näher bringt, dass man in der Natur nicht zündeln soll. Vor wenigen Jahren gab es einen menschgemachten Waldbrand im Nationalpark, der innerhalb von vier Tagen 11.000 ha Wald vernichtet hat. Seitdem wurden die Verbote für Gaskocher außerhalb der Campingplätze stark verschärft.

Zu guter Letzt müssen wir am Vorabend der Abreise nur noch das Busticket für den Transport in den circa 120 km entfernten Nationalpark lösen und nachdem wir wanderkompatibles Essen im Wert von 45 Euro gekauft haben und alles nötige in unseren Rucksäcken verstaut haben, geht es mit circa 15 Kilo Gewicht auf unseren Rücken um 6 Uhr in der Früh in Richtung Torres del Paine Parque Nacional.

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